MoinMoin!
Heute (22. August 2019) wurden auch in Schleswig-Holstein Angaben über die Ergebnisse der Ernte 2019 vorgestellt. Da ich davon ausgehe, dass Euch vor allem die tatsächlichen Werte interessieren und weniger die Einordnungen der Offiziellen. Aber lest selbst!
Erntestatistik der Kulturen
Nach Angaben des Statistikamtes Nord stand Getreide insgesamt in diesem Jahr auf einer Fläche von 298.000 ha, das sind 3,4 % mehr als im vergangenen Jahr. Es wird eine Ernte-menge von rund 2,6 Mio. t Getreide (ohne Körnermais) erwartet, 44 % mehr als im Vorjahr, darunter 1,8 Mio. t Brotgetreide und 0,8 Mio. t Futtergetreide. Der Futterweizenanteil ist aufgrund der zuletzt heftigen Niederschläge in der laufenden Ernte deutlich höher als im Vorjahr.
Die Winterweizenerträge liegen mit rund 91,1 dt/ha um knapp 22 % über dem Vorjahresniveau. Die Erträge sind damit rund 1 % niedriger als der langjährige Durchschnitt, erreichen also wieder ein einigermaßen zufriedenstellendes Niveau. Die Anbaufläche ist mit 170.900 ha ebenfalls wieder auf ein für Schleswig-Holstein übliches Niveau gestiegen. Winterweizen ist nach wie vor die wichtigste Marktfrucht im Ackerbau hierzulande. 2017 hatten die Witterungsbedingungen eine Winterweizenbestellung im Herbst oftmals nicht zugelassen, dadurch war der Anbau 2018 deutlich niedriger ausgefallen (126.500 ha). In diesem Jahr wird eine Erntemenge von rund 1,6 Mio t geschätzt, das wären 65 % mehr als im Vorjahr. Mitunter waren die geernteten Qualitäten aber nicht überzeugend, Proteinwerte waren zu niedrig und erlauben nur die Vermarktung als Futtergetreide, daher dürfte die Brotweizenmenge niedriger ausfallen als 2018. Die Naturalgewichte lagen dagegen auf dem erforderlichen Niveau. Die Ernte konnte zunächst zügig eingefahren, später heranreifende Bestände konnten aber nur schwer gedroschen werden. Da die Ernte immer wieder von Regen unterbrochen wurde, fielen zuletzt Trocknungskosten an. Die Ernte ist noch nicht ganz abgeschlossen. Die Preise für B-Weizen liegen im Schnitt bei 150 bis 155 €/t, wobei gilt, dass rund ein Drittel des geernteten Getreides schon im Vorwege aus der Ernte heraus zu höheren Preisen verkauft wurde. Ein weiteres Drittel wird im Verlaufe des Herbstes zu den dann geltenden Preisen vermarktet und ca. ein weiteres Drittel wird über den Jahreswechsel bis teilweise Ende des Wirtschaftsjahres auf den Betrieben eingelagert und je nach Preisentwicklung verkauft. Futterweizen wird derzeit zu Preisen von 140 - 145 Euro /t gehandelt.
Die Rapsernte kommt erneut nicht an die 40 dt/ha heran wie noch vor 5 bis 6 Jahren. Aber mit rund 38 dt/ha sind die Erträge deutlich höher als im Vorjahr (31 dt/ha), jedoch rund 1 % niedriger als der langjährige Durchschnitt. Viele Erzeuger haben auf die schlechten Rapsergebnisse reagiert und den Anbau auf mittlerweile rund 66.000 ha reduziert. Die Erntemengenschätzung liegt bei gut 0,2 Mio t, das sind 11 % mehr als im Vorjahr, aber rund 31 % weniger als im langjährigen Durchschnitt. Der Rapspreis liegt derzeit bei 360 bis 365 €/t (Vorjahr 370 €/t). Das sind 5 bis 10 € weniger als im Vorjahr. Deutschland- und EU-weit wird die Rapsproduktion wohl geringer ausfallen als in den Vorjahren. Aufgrund einer guten Versorgungslage im Segment der Ölsaate, dürften allerdings Preissprünge nach oben begrenzt sein.
Gewinner der Saison ist Gerste: Wintergerste konnte in diesem Jahr den Weizen im Schnitt überflügeln. Die Erträge liegen bei stattlichen 91,2 dt/ha, das sind 45 % mehr als im Vorjahr und 7 % mehr als der langjährige Durchschnitt. Die Erntemenge liegt, verbunden mit der Anbaufläche, die sich auf 72.600 ha ausgedehnt hat (+38,5 % gegenüber Vorjahr und
+ 27 % gegenüber dem langjährigen Durchschnitt) auf schätzungsweise rund 661.600 t, das ist das Doppelte wie im Vorjahr und 36 % mehr gegenüber dem langjährigen Durchschnitt. Scheinbar ist diese Frucht wieder stärker ins Blickfeld als gewinnbringende Furcht geraten. Die Erträge und Hektolitergewichte waren im Schnitt gut, vereinzelt fehlte das Wasser.
Gerste kostet derzeit rund 133 bis 138 €/t (Vorjahr 200 €/t).
Roggen und Triticale verzeichnen mit 72 dt/ha bzw. 80 dt/ha Ertragszuwächse von 37 bzw. 39 % gegenüber dem Vorjahr. Roggen stand dieses Jahr auf rund 30.000 ha und Triticale auf 8.200 ha. Die Haferanbaufläche betrug 7.900 ha, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 50 % entspricht (Anbaufläche 2017: 7.200 ha). Der Haferertrag wird auf 56 dt/ha geschätzt (+27,2 % gegenüber 2018). Die Erntemenge bei Roggen wird auf 214.500 t geschätzt, bei Triticale auf 65.700 t. Die Hafererntemenge liegt bei 44.300 t. Die Brotroggenpreise liegen derzeit bei 132 bis 137 €/t (195 €/t Vorjahr) und Futterroggen kostet 127 bis 133 €/t. Im Vorjahr lag der Preis bei 185 €/t. Qualitätshafer kostet derzeit 156 bis 162 €/t (Vorjahr 178 €/t).
Sommergerste wurde auf einer Fläche von 5.100 ha angebaut. Damit ist der Anbau nach dem Ausnahmejahr 2018 wieder auf ähnliches Niveau wie 2017 (5.200 ha) gesunken. Es wird ein Ertrag von 52 dt/ha geschätzt. Sommerweizen hatte eine Anbaufläche von 3.100 ha, deutlich niedriger als im Vorjahr, da die Bestellbedingungen für leistungsstärkeren Winterweizen gut waren im Herbst. Es wird ein Ertrag von 74 dt/ha erwartet.
Stroh zu Futterzwecken und als Einstreu – ist reichlich und in guter Qualität geerntet worden, was sich auch in den deutlich geringeren Preisen gegenüber dem Vorjahr niederschlägt. Derzeit werden rund 130 €/t frei Hof bezahlt, das ist deutlich weniger als 2018, wo Stroh und Futter extrem knapp waren. Gleiches gilt auch für Heu (getrocknetes Gras) zu Futterzwecken. Die ersten drei Grasschnitte für die Gras-Silageerzeugung oder für Heu waren ertraglich vielversprechend, auch die Qualitäten waren gut. Heu wird zu Preisen von 125 €/t verkauft. Zwei weitere Schnitte sind in diesem Jahr voraussichtlich problemlos möglich. Teils gibt es aber auch Regionen, wo weniger geerntet wurde. Der viele Regen Ende Juli und im August, haben Gras- und auch Silomaisbeständen gutgetan. Es wird nach jetzigem Stand eine gute Maisernte erwartet, teils fehlte etwas die Sonne. Die Fläche beläuft sich auf rund 177.700 ha, das ist annähernd so viel wie im Vorjahr (-1 %).
Die Frühkartoffelernte bis zum 10. August war vielversprechend. Die Niederschläge haben auch die Wachstumsbedingungen der Speise- und Pflanzkartoffeln befördert. Die Kartof-felanbaufläche in Schleswig-Holstein liegt 2019 bei rund 6.200 ha. Davon sind rund 3.300 ha Speisekartoffeln und davon 400 ha Frühkartoffeln. Etwa 40 % der Kartoffelfläche steht unter Beregnung. Die Preise für Speisekartoffeln liegen derzeit bei rund 28 - 33 €/dt, das sind rund 4 €/dt mehr als im Vorjahr. Die Bedingungen für den Kohlanbau sind vielversprechend. Ernteprognosen liegen noch nicht vor.
Wie war das Anbaujahr?
Im Herbst 2018 waren gute Bestellbedingungen gegeben, sodass Raps und Wintergetreide gut in die Erde kamen. Es gab immer wieder rechtzeitig Regen, dennoch waren viele Böden nach wie vor zu trocken. Die Bestände entwickelten sich dennoch über den milden Winter sehr üppig. Probleme bereiteten dem Raps und auch dem Obstanbau die Spätfröste. Die Aussaat von Sommergetreide erfolgte relativ spät. In den Monaten Mai und Juni fiel in Schleswig-Holstein im Landesdurchschnitt jeweils nicht genug Niederschlag, aber die verhältnismäßig kühlen Temperaturen retteten die Ernte, da eine ganz starke Verdunstung ausblieb. Bis Mitte/Ende Juli waren beste Erntebedingungen. Die letzte Regenphase im August sorgte für Ernteverzögerungen bei Weizen, Raps, Roggen und Hafer und höhere Trocknungskosten.
Quelle: Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Uwe
(cattle)